Mittwoch, 11. Juli 2007

wie es wäre ...

... statt Schwanzträger, Schlitzpisser zu sein, fragte ich mich schon ein paar Mal und irgendwie finde ich keine geeignete Antwort die über "Mir würden andere Wege offen stehen" hinaus geht, daher dies kleine Gedankenexperiment. Vielleicht schaffen es ja Worte zusammenzufassen was mich erwarten würde.
Wäre ich eine Frau, würde ich natürlich unverschämt gut aussehen, also zu meinem Dasein als Mann keine Abstriche akzeptieren. Was ich mir bisschen schwierig vorstelle, ist meine Größe zu transportieren, also mach ich mich mal zehn cm kleiner, also 1,80. Haare wären mittellang bis lang, Haarfarbe würd ich behalten. Konfektion 36/38, 75B und Schuhgröße 39. Fertig! Was würde mich also erwarten?
Das erste, was mir einfällt, ist, dass das Spektrum der zur Verfügung stehenden Kleidung sprunghaft ansteigen würde, ich würde behaupten mit 10 potenziert würde. Es gäbe Stilettos, Ballerinas, Clarks, Sneaker, Stiefel, Sandaletten, Peeptoes, Mules, Deux Pièces, Slings und so weiter und sofort für mich zur Auswahl. In meinem Schrank könnten Röcke, Kleider, verschiedenste Hosen (neben Jeans) darauf warten, von mir ausgeführt zu werden. Das könnt ich dann alles mit Tops, die sich in Trägerbreite, Ausschnitttiefe und -schnitt, Farbe, Muster, Rückenschnitt, Betonung unterscheiden, Blusen, T-Shirts, Polos usw. kombinieren. Im Sommer am Strand oder Freibad bzw. im Winter im Hallenbad könnt ich wählen zwischen Badeanzug oder Bikini, und bei beiden einer nicht enden wollenden Auswahl an Schnitten und Farben ausgesetzt sein. Beim Sport könnt ich leger oder sexy auftreten, bei Abendveranstaltungen, das kleine Schwarze oder das schönste aller Kleider tragen ... Ganz zu Schweigen von der Vielzahl der Wäschestücke und Varianten für drunter und die Nacht. Mir wird schwindelig.
Aber Klamotten allein machen ja eine Frau noch nicht zur Frau, sie machen nur ihr Leben schöner. Will ich mir also mal um die körperlichen Belange einer Frau Gedanken machen. Fangen wir mal ganz harmlos an: Kraft und Ausdauer ... Da der weibliche Körper anatomisch aufs Kinder kriegen und versorgen ausgelegt ist, sind die Fettreserven, die im Laufe der Zeit angelegt werden, größer als beim (normal gebauten) Mann, dafür müssen Muskeln weichen, also sowohl Ausdauer- als auch Kraftmuskulatur. Dies sollte aber nicht das Problem darstellen, schließlich weiß die männliche Bevölkerung darum und ist sicher gern bereit mir die schwere Wasserkiste in den dritten Stock zu tragen oder beim Reifenwechsel unter die Arme greifen. Immer öfter höre ich von Diäten und dem wohl ständig währenden Gefühl einer Frau "ich bin zu dick“ ... dass diese Fettreserven, die es ermöglichen Kinder zu gebären natürlich hier und da mal sichtbar sind, kann man nicht ausschließen, allerdings ist es auch so, dass Männer (und ich kann das ja hier so unverblümt sagen, schließlich kann ich mich auch in die Realität zurück versetzen) auch Gefallen an Rundungen und kleinen Pölsterchen haben. "Was zum Anfassen" ist ein gern gebrauchter Satz. Also sollte Frau mit entsprechendem Selbstbewusstsein durchs Leben gehen und den Realitätsbezug nicht aus den Augen verlieren. Dass dies natürlich manchmal auf die Verfügbarkeit von gewissen Kleidungsstücken zurückfällt, lässt sich nicht schön reden, jedoch bleibt die Auswahl größer, bunter, schöner.
Welche anatomischen Besonderheiten gibt es noch zu beachten? Nun, vielleicht eingangs erwähnter Schlitz. Zum Wasser lassen muss Frau sitzen, wahlweise hocken. Dass dies nicht immer und überall so möglich ist, wie das schnelle Auspacken eines Penis ist schon klar, dafür haben Frauen (zumindest die, die ich kenne) beeindruckend große Blasen und verdammt kräftige Schließmuskeln.
Brüste - Mann denkt da vielleicht: "hey, is doch super, immer was dabei zum anfassen und spielen und her zeigen". Dass Frau dies anders sieht, ist mir bewusst. Manch eine sagt: "Es sind nur Brüste" und viel zu oft mit dem Nachsatz "deine Mutter hat auch welche" - darüber möchte Mann nicht nachdenken (müssen). Dass Brüste im Weg sein können, kann ich in bestimmten Situationen nachvollziehen, dass sie aber beim Sport als Störfaktor gelten könnten, kann ich spätestens seit den Animationen eines englischen Sport-BH-Herstellers nicht mehr glauben. Brüste, egal wie klein oder groß, sind, richtig in Szene gesetzt, vielleicht gestützt und geschützt ein Symbol für Fruchtbarkeit, das männliche Mitmenschen anzieht und wahlweise zum Sabbern verleitet. Brüste sind Machtmittel!
Die Vagina - und hier hört meine Vorstellungskraft dann auf und es geht mir so wie Frauen die sich versuchen vorzustellen, wie das Auskommen mit einem Penis möglich ist. Aber eng mit der Scheide verbunden sind die Monatsblutungen, die bei vielen Frauen mit Schmerzen einhergehen, sogenannte Stimmungsschwankungen hervorrufen, Unwohlsein bedingen und wahlweise einfach nur nerven oder immer zur falschen Zeit kommen. Damit muss ich umgehen lernen.
Po - mitunter auch Arsch genannt. wohlgeformt wünscht man sich diesen als Frau, nicht zu groß, lieber klein. Das man auch als Frau dies nicht beeinflussen kann scheint deprimierend, aber wohl auch so gewollt. Auch hier gilt wieder das Prinzip Selbstbewusstsein.
In einem gesunden Körper wohnt ein gesunder Geist - wie stell ich es mir vor, das Innerste einer Frau, ihre Gedanken und Gefühle? Frauen wohnen und leben in ihrem Körper, als Frau achte ich natürlich darauf WAS ich WANN und WARUM esse ... als Mann unvorstellbar, weiß abends selten, was es mittags gab, Nahrungsaufnahme als Zweck steht da im Vordergrund ... als Frau allerdings weiß ich was mir gut tut und achte auch darauf, und auch darauf, dass mein Partner seine Ernährung bewusster gestaltet. All das befähigt mich dann auch, meinen Körper zu hören, ihn zu lesen und Anzeichen von drohenden Krankheiten zu analysieren und frühstmöglich zu intervenieren. Und dazu gehört auch, da ich ja in meinem Körper lebe, diesen regelmäßig auf Herz, Nieren und Gebärmutter prüfen zu lassen. Regelmäßigkeiten - für Männer unvorstellbar und dann auch noch bei nem Arzt? Zu Hause in der eigenen Garage ... aber lassen wir das. Als Frau spreche ich also halbjährlich bei der Gynäkologin meines Vertrauens vor um mir unter Überwindung all meines Schamgefühls bestätigen zu lassen, dass alles "Tip Top" ist.
Und da ist Schamgefühl nur eines von unzähligen Gefühlen, die mich als Frau erwarten. Da gibt es kein schwarz und weiß mehr, da gibt es Nuancen von Freude und von Trauer und alle möchte ich leben und allen gebe ich eine Berechtigung und alle möchte ich ausleben dürfen, ohne schief angeschaut zu werden.
Der Alltag in unserer Gesellschaft hängt auch sehr eng mit meiner Gefühlswelt zusammen. Mit meiner besten Freundin teile ich viele meiner Gedanken und sie wird auch viel früher als mein Partner merken, wenn mir irgendetwas nicht passt, ich eine Umarmung brauche oder mir irgendetwas Unbeschreibliches auf der Seele brennt. Darüber hinaus bin ich dann Ansprechpartnerin von einem guten, männlichen Freund, dem ich in den Fragen zu Frauen im Allgemeinen und seinem Liebesleben im Besonderen mit meiner meist radikalen Meinung gegenüber seinen Frauenvorstellungen mit meinem weiblichen Rat zur Seite stehe. Sehr gern hätte ich wohl auch einen homosexuellen Freund, warum auch immer.
Wäre ich eine Frau - so müssten eigentlich viele Sätze in diesem Bericht beginnen - würde ich die Wochenenden damit verbringen, auszugehen, mit meinen Freundinnen tanzen gehen. Hätte ich einen Freund, wäre dieser natürlich vorrangiger Mittelpunkt meiner Wochenenden, aber halt nur solange, wie ich ihn zu den Unternehmungen die mir gefallen, überreden kann.
Unter der Woche treffe ich eine Vielzahl von Freunden und Bekannten, zum Essen vielleicht oder zu gemeinsamen, unter anderen sportlichen, Unternehmungen. Überhaupt wäre mein Freundeskreis größer, als der eines Mannes. Vielleicht würde ich auch ein Ehrenamt innehaben, aber sicher bin ich mir da noch nicht.
Natürlich würde ich mich darum bemühen einen guten Job zu bekommen. All jenen die meinen, ich hätte mich eventuell hochgeschlafen oder nur mit Äußerlichkeiten überzeugen können würde ich ein "Na und?!" entgegenschmettern, immer in dem Wissen ich habe hart für meine Position gekämpft und sowohl sexuelle Übergriffe als auch Visuelles hat nicht dazu beigetragen. Als Frau hätte ich es dennoch nicht leicht, mich zu behaupten. Schließlich muss mein Arbeitgeber immer damit rechnen, dass ich mich auf Wichtigeres, wie z. B. das Gründen einer Familie (mit Kindern!) besinne. Deswegen würde er mein Gehalt, ungerechterweise am untersten Limit ansiedeln. Sich als Frau da durchzuschlagen, mit Leistungen zu überzeugen und zu zeigen, dass mein Engagement dem eines männlichen Mitarbeiters gleich kommt, würde sicher nicht einfach sein.
Wäre ich eine Frau, wäre ich wohl eine der Wenigen, die mit einem übersteigerten sexual Trieb ausgestattet sind und liebevoll Nymphomaninnen genannt werden.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Du hast mit diesem sehr ehrlichen beitrag ins schwarze getroffen! letzten endes ist es doch von vorteil ein mann zu sein! einfach gestrickt und ohne viel schi-schi. so, jetzt muß ich mir das nochmal durchlesen. und nochmal. und nochmal!

die dunkle seite hat gesagt…

dabei hab ich gar nicht festgestellt, dass es besser ist ein mann zu sein

Anonym hat gesagt…

das musst du auch nicht, denn das ist meine meinung, die schon lange besteht ;-)
btw: eine perfekte frau hat schuhgröße 38 :-)

die dunkle seite hat gesagt…

aber wenn, dann will ich gar nicht perfekt sein, auch als frau nicht und nen meter achtzig auf so kleinen füßen zu balancieren, nee, nee, nee

wie stellt sich frau denn das sein als mann vor?

Anonym hat gesagt…

was mich persönlich betrifft, viel einfacher. sie tun das, was sie tun, ohne zu überlegen, wie sie bei anderen ankommen. sie denken nicht so viel über wirklich belangloses zeug nach wie frauen. und sie können im stehen pinkeln. ich hasse frauen, die dem nacheifern. ich bin da sehr spießig. meiner ansicht nach, gehört die frau in die küche und sollte die home-managerin sein. natürlich kann sie (wenn sie möchte oder es finanziell von nöten ist), die haushaltskasse mit nem (kleinen) job aufbessern, jedoch sollte die familie nicht darunter leiden. aber wie gesagt, dass ist meine meinung und ich bin da sicherlich etwas zu "streng"

die dunkle seite hat gesagt…

mann sein ist nicht so einfach, wie es aussieht... sicher ist, dass viele männer sich auch gedanken machen, diese dann aber nicht ausleben oder umsetzen können. sei es aus unvermögen aber auch weil es nicht zu ihnen passen würde, denn den schein des beschützers und ernährers zu waren ist nicht immer einfach und zählt aber doch zu den dingen die man von ihnen erwartet...dieser erwartungsdruck macht fertig und beschäftigt täglichst...

Anonym hat gesagt…

da hast du sicherlich recht. jedoch trifft auch dieses problem auf beide geschlechter zu. erwartungen haben wir alle. inwieweit man darauf eingeht, ist eine andere sache. bzw. das eingehen auf des anderen erwartungen macht das ganze spiel kompliziert. ob als mann oder frau. die darlegung deines postings über das feminine dasein ist, allgemein gesehen - ohne einzelproblematiken, mit sicherheit komplizierter. darauf bezog sich meine aussage, dass man es als mann "einfacher" hat durch's leben zu ziehen.

Anonym hat gesagt…

Das Beste was du bisher gezaubert hast. Es ist so wunderbar eine Frau zu sein, vorallem eine, die in diesem Meisterwerk zitiert wird;)
Du solltest die Frauen, die deinen Blog lesen, aufforden ein Gegenstück zu produzieren...und wir wissen ja alle, Länge spielt dabei keine Rolle;)